- Bauplanung und Bauleitung: Architekt Jester
und Bezirksbauschaffner Staudinger.
- Bauausführung: Maurermeister
Konrad Krauß aus Nußdorf.
- Grundsteinlegung im Jahre 1878.
- Bauvollendung: 1879.
Die gesamten Baukosten wurden von
der Gemeinde Nußdorf aufgebracht.
Archivakten erzählen
aus der
Baugeschichte des Nußdorfer Schulhauses
Als Nußdorfer Landauer Stadtteil wurde,
kamen auch die alten Akten und Urkunden zum Bestand
des Landauer Stadtarchivs. Dort finden wir unter
der Nr. 200 ff. einige interessante Belege, die
von der Baugeschichte der hiesigen Schule erzählen.
Eine Amtsvisitation des kgl. Bezirksamtes vom
27.8.1873 lässt uns u.a. folgendes wissen:
»Die drei Schullokalitäten in Nußdorf
lassen viel zu wünschen übrig; dieselben
sind klein und niedrich, in einem Lehrsaal sind
die Bänke nach drei Richtungen aufgestellt
und größtenteils dem Lehrer nicht zugänglich.
Da die Gemeinde Nußdorf keine Gleichstellungsumlagen
nötig hat und pro 1871 ein Rechnungsüberschuss
dieser Missstände zu bestehen.«
Dieses Schreiben und inhaltlich ähnliche
aus der Zeit bis 1828 zurück dokumentieren
die Notwendigkeit einer umfassenden Neuordnung
der Nußdorfer Schulverhältnisse: den
Bau eines neuen Schulhauses. Der Anstoß
kam also amtlicherseits und nun war es an den
Nußdorfern, entsprechende Initiativen zu
ergreifen. Man tat dies gründlich und ein
Brief des Kgl. Bezirksamtes an das Bürgermeisteramt
Nußdorf vom 22.1.1878 zeigt uns den Stad
der Dinge:
»Voraussichtlich wird die definitive Genehmigung
der k. Regierung zur Ausführung des Schulhausbaus
baldfristig eintreffen und liegt es dann im Interesse
der Gemeinde, die Arbeiten ohne Verzug zu vergeben
und den Bau möglichst zeitig im Frühjahr
beginnen zu lassen.
- Nachdem der Voranschlag 48 000 M. entziffert,
ist jedoch die finanzielle Vorsorge im Voranschlag
pro 1878 mit 26 000 M. nicht ausreichend, zumal
bei frühzeitigem Baubeginn es kaum ratsam
sein wird, sich für dieses Jahr auf den äußeren
Rohbau zu beschränken.
Auf alle Fälle aber und selbst wenn im laufenden
Jahr der Bau nicht fertig erstellt würde,
ist es notwendig, nunmehr über die Art und
Weise der Deckung der gesamten Bausumme nähere
Bestimmung zu treffen.
Es hat in dieser Hinsicht noch in Betracht zu
kommen, dass, wenn sich auf dem Erlös aus
den 2 zu veräußernden alten Häusern
gerechnet wird, die desfallsige Summe doch nicht
sofort während der Bauzeit zur Verfügung
komm, sondern in Terminen eingehen wird, so dass
für die einstweilige Deckung auch dieser
Summe eine besondere Vorsorge nicht zu vermeiden
ist.
– Das Bürgermeisteramt wird daher beauftragt,
mit dem Gemeinderat die Beschaffung der einschlagmäßigen
Baumittel alsbald zu ordnen und binnen 14 Tagen
hierüber zu berichten.
Am besten wird es sein, nach Maßgabe des
Art. 45 ff. der Gemeinde-Ordnung einstweilen im
Voraus die Verhandlungen in der Richtung zu führen,
dass die fehlenden Baumittel je nach Bedürfnis
des fortschreitenden Baues ohne weitere Anstände
durch Anlehensaufnahme gedeckt werden können
usw. usw.«
^ nach oben ^
Die vorherige Ordnung der
nötigen Finanzen muss doch einige Schwierigkeiten
bereitet haben, denn erst Anfang März 1878
wurden die Bauarbeiten im Landauer Anzeiger wie
folgt ausgeschrieben
Bereits am 30.1.1878 traf die Baugenehmigung
aus Speyer ein:
»Die Kgl. Bayer. Regierung
der Pfalz, Kanner des Innern. –
Unter Zurückfluß sämtlicher mit
Bericht vom 22.d.M. vorgelegten Akten und Pläne
wird hiermit Genehmigung zur Ausführung des
J e s t e r`schen Projektes erteilt. Wegen der
Wahl des Platzes der Schulabtritte ist nach Herstellung
des Hauptgebäudes das Erforderliche zu veranlassen.
Über den Stand des Baues ist nach 6 Monaten
Anzeige zu erstatten. Gez. Von Braun; Gez. Schild.«
Endlich im Sommer des Jahres 1878, konnte der
Maurermeister Krauß den Grundstein zum neuen
Schulhaus legen. In den Stein wurden die neuen
Marktstücke und eine Urkunde folgenden Inhaltes
eingemauert:
»In den Jahren 1878 und 1979
Erbauung dieses Gemeinde-Schulhauses von Nußdorf;
im 14. Und 15. Regierungsjahre Sr. Majestät
unseres Königs Ludwig II. von Bayern aus
dem Hause Wittelsbach, - und im 8. Und 9. Regierungsjahre
Sr. Majestät, unseres deutschen Kaisers Wilhelm
I. aus dem Hause von Hohenzollern.
Königl. Regierungs=Präsident der Pfalz
ist Se. Exzellenz Paul von Braun in Speyer.
Königl. Amtmann im Bezirksamte Landau ist
Herr Theodor Pfender. Bürgermeister der Gemeinde
Nußdorf ist: Thomas Pfaffmann, seit 10 Jahren,
und Adjunkt ist Georg Zimpelmann.
Gemeinderäte sind: 1. Duthweiler, David,
2. Günthert, Valentin, 3. Heß, Philipp,
4. Heß, Thomas, 5. Hochdörffer, Valentin,
6. Pfaffmann, David, 7. Pfaffmann, Georg, S. von
Georg Jakob, 8. Pfaffmann, Georg, S. von Georg,
9. Pfaffmann, Jakob, Sohn von Jakob, 10. Schlachter,
Philipp, 11. Wambsganß, Bernhard, 12. Wambsganß,
Jakob, Sohn von Jakob.
Die Gemeinde zählt 1400 Seelen, 255 Wohnhäuser
und 500 Nebengebäude.
Der Religion nach ist sie der größten
Mehrzahl nach protestantisch=evangelisch; wenige
sind alt= und neukatholisch.
Protestantisch=evangelischer Pfarrer ist da Karl
Gastroph, und die drei protestantischen Schullehrer
sind: Sebastian Kern, seit 42 Jahren, auch Gemeindeschreiber
seit 36 Jahren, Johannes Spitzfaden seit 29 Jahren,
und Friedrich Licht, seit 6 Jahren.
Die Gemeinde zählt 220 Werktagsschüler
und 60 Sonntagsschüler.
Sie zahlt an direkten Staatssteuern jährlich
etwa 5.500 Mark.
Die neuen Reichsmünzen, wovon 1 Fünfmarkstück,
1 Zweimarkstück, 1 Einmarkstück, 1 Fünfzig=,
20=Pfennig, 10=Pfennig, 5=Pfennig, 2=Pfennig=
und 1=Pfennigstück hier beigefügt sind,
sind seit drei Jahren eingeführt.
Königl. Steuer= und Gemeinde=Einnehmer ist
Georg Roser dahier. Seit glorreicher Beendigung
des deutsch=französischen Krieges von 1870
und 1871 herrscht in Deutschland immer noch ein
Ringen nach größerer Einigung, und
die Bürger dahier halten treu zu Kaiser,
König und Reich.
Dieser Schulhausbau, dessen Kosten sich wohl auf
60.000 Mark belaufen wird, wurde ganz aus den
Mitteln der Gemeinde Nußdorf aufgeführt.
Projektiert und geleitet hat ihn der Bezirksbauschaffner
Michael Saudinger von Landau; ausgeführt
hauptsächlich der Maurermeister Konrad Krauß
von Nußdorf.
Mit Stolz weist man daraufhin,
dass die gesamten Baukosten von der Gemeinde Nußdorf
aufgebracht wurden.
Mit welchen Schwierigkeiten dies verbunden war,
zeigen zwei Briefe aus dem Jahre 1878.
In einem genehmigt das Bezirksamt Landau und die
Kammer des Innern vorbehaltlich der Zustimmung
des kgl. Forstamtes, einen außerordentlichen
Holzhieb von sage und schreibe 2570 Ster Holz
zur Abdeckung eines größeren Fehlbetrages;
mit der Auflage einer jährlichen Einsparung
von 150 Ster bis zum Jahre 1890, dies bedeutete,
dass 12 Jahre lang jährlich 150 Festmeter
Holz weniger geschlagen werden durften, wie dies
sonst üblich war.
Das zweite Schreiben lautet u.a.
»……
werden die Bürger der Gemeinde Nußdorf
hierdurch eingeladen, nächsten Samstag, den
26. Februar 1881 des Nachmittags um 1 Uhr auf
dem Gemeindehaus dahier zu erscheinen, um über
die Aufnahme einer Anleihe von 10.000 Mark zum
Behufe der Bezahlung des hiesigen neuen Schulhauses
ihre Stimme abzugeben.«
^ nach oben ^
Von weiteren Schwierigkeiten
künden die Akten im Landauer Archiv.
Zum häufigen Vokabular gehören: Schuldenverschreibung,
Darlehen, Tilgung, Konventionalstrafen u.a. Besonders
hart wurde der Bauunternehmer Krauß getroffen,
den der Nußdorfer Schulhausbau an den Rand
des Ruins brachte.
Am Hause selbst arbeiteten viele Firmen und Einzelpersonen,
die heuten noch z.T. bekannt sein dürften.
Hier einige Beispiele aus der Kostenrechnung vom
10. Januar 1881:
»Bis heute sind
auf den Schulhausbau samt Nebengebäuden und
Garteneinfriedigung etc. etc. folgende Ausgaben
gemacht:
|
An Maurermeister Krauß |
27.000 Mark |
An Zimmermann Ebinger |
7.011 Mark |
An Schreiber Schlachter &
Cons |
2.965 Mark |
An Schlosser Hertzel |
2.000 Mark |
An Glaser Konrad |
1.201 Mark |
An Schieferdecker Heckhauß |
1.822 Mark |
An Tüncher Schroh |
1.076 Mark |
An Schreiner Stahl |
861 Mark |
An Bauschaffner Schwarz für Pläne |
300 Mark |
An Architekt Jester für Pläne |
1.300 Mark |
An Chr. Ufer in Landau für Eisen |
1.661 Mark |
An Arzheimer August für Brunnenarbeit |
200 Mark |
An Georges für Hausversteigerung |
5,33 Mark |
An Kaußler für Hausversteigerung |
4,80 Mark |
An Bürgermeister Pfaffmann
für Diäten |
9,00 Mark |
An Zimpelmann für Fuhrlohn |
27,00 Mark |
An Luise Schreiber für Aufwaschen |
30,00 Mark |
usw. usw.«
^ nach oben ^
Endlich, im Jahre 1879 konnte
der Umzug aus den alten Schulhäusern in
das stattliche, neue Schulhaus vollzogen werden.
Endlich hatten die Nußdorfer i h r Schulhaus,
auf das sie stolz sein konnten.
Wie sehr sie dieses Haus als ihr Eigentum betrachteten,
zeigt ein Beschwerdebrief vom Jahre 1891 an
die Königliche Regierung in Speyer
»…. dass die Keller
des Schulhauses an Private überlassen werden
und dass während des Herbstes Bütten
und Zuber auf dem Schulhof aufgestellt werden.«
^ nach oben ^
Lehrer
in Nußdorf
Wie überall in unserem
Lande kam mit der Einführung der Reformation
auch eine Einrichtung in unsere Dörfer,
die man von da an als geordneten Schulbetrieb
bezeichnen kann.
Genaue Unterlagen, die uns über die ersten
Anfänge von »Schule« unterrichten,
liegen in den Landauer Archiven, vornehmlich
in den Ratsprotokollen der Stadt.
Die Zensurbücher der Schule und die Chroniken
geben weitere Aufschlüsse.
Um den Rahmen hier nicht zu sprengen, sei im
Wesentlichen auf den Aufsatz »Schule und
Lehrer in unserem Dorfe« von A. Feig.
Im Nußdorfer Dorfbuch verwiesen.
Hiernach bestanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts
eine luth. Knabenschule für 116 Kinder
sowei eine luth. Mädchenschule für
109 Mädchen.
Die Schulen wurden geführt von beiden Lehrern
Georg Bernhard Grimmeisen und Konrad Heinrich
Metzger.
Weiterhin bestand eine kath. Schule mit dem
Lehrer Josef Gerstle, die jedoch 1823 wegen
zu geringe Schülerzahl aufgelöst wurde.
1836 wurden die beiden erstgenannten Schulstellen
neu besetzt und zwar durch die Lehrer Georg
Michael Engel und Sebastian Kern.
Als Jahresgehalt wurden von der Gemeinde festgesetzt:
321 Gulden, hinzu kamen kleinere Nebenverdienste
für Organisten- und Küsterdienste.
Zur Bestimmung der Kaufkraft seien
hier einige Preisangaben aus den 50er Jahren
des (vor) vorigen Jahrhunderts genannt:
1 Zentner Kartoffeln kosteten 1 fl 52 kr;
1 kg Weißbrot = 4 Kreuzer;
1 Kg Kalbsfleisch = 16 Kreuzer;
1 Kg Butter = 36 Kreuzer;
1 Kg Bohnen = 4 Kreuzer;
1 Zentner Heu 1 fl 12 kr
1 Gulden (fl) = 60 Kreuzer (kr)
Die Gehälter lagen demnach
so niedrig, dass sie gerade noch die Lebenshaltungskosten
decken konnten. Dabei war eine immense Arbeit
zu bewältigen.
^ nach oben ^
Allein die Schülerzahlen
verdeutlichen, wie sehr die Lehrer gefordert
waren.
Die Statistik von 1862 nennt »Die obere
prot. Knabenschule, Lehrer G.M. Engel, mit 60
Schülern bei einer Seelenzahl von 1392.
Die obere prot. Mädchenschule, Lehrer S.
Kern, mit ebenfalls 60 Schülern.
Die prot. Vorbereitungsschule, Lehrer Johann
Spitzfaden, mit 88 Kinder.«
Lehrer Engel hatte die Schulstelle bis zu seinem
Tode im Jahre 1869 inne.
Er war also mehr als 30 Jahre Lehrer in Nußdorf.
Als Lehrer Kern 1885 pensioniert wurde, konnte
er auf nahezu 50 Dienstjahre zurückblicken!
Lehrer Spitzfaden wurde 1891 in den Ruhestand
versetzt und brachte es auf mehr als 40 Jahre
im Dienst der Nußdorfer Schule.
An Stelle des verstorbenen Lehrers Engel kam
der Lehrer Friedrich Licht aus Niederhochstadt
nach Nußdorf, der von 1872 bis 1889 hier
Dienst tat.
Für ihn kommt mit Wirkung vom 1. September
1889 der Lehrer Georg Friedrich Reinhard von
der prot. Schule zu Kirkel-Neuhäusel nach
Nußdorf.
Drei Jahre zuvor kam Lehrer Jakob Hussong aus
Webenheim hierher und 1891 August Umbehr aus
Miesau.
Die beiden letztgenannten genossen inner- und
außerhalb der Gemeinde großes Ansehen:
Ersterer durch seine hohen musikalischen Fähigkeiten
und letzterer als geschäftsführender
Schulrat in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg.
Am 1. Juni 1910 tritt die Lehrerin
Katharina Dörr in Nußdorf ihren Dienst
an.
Wir erkennen sie wieder auf vielen noch erhaltenen
Klassenbildern aus alter Zeit inmitten ihrer
ABC-Schützen.
Sie soll eine sehr »strieffe« Lehrerin
gewesen sein.
BILD
Am 1. Juli 1930 wird sie in den Ruhestand versetzt
und zwei Jahre später pensioniert.
In ihrem Testament vermacht sie ihr gesamtes
Vermögen der Gemeinde Nußdorf.
Im eingangs erwähnten Dorfbuch werden die
Lehrer Karl Ehrenreich (1924-28), Friedrich
Jülch (1928-36), Hermann Kern (1935-40),
Alexander Frank (1926-50), Hermann Hinkelmann
(1932-58) und Erhard Stamm (1937-45) genannt.
Die damals (1960) in Nußdorf tätige
Lehrer waren Frau Judith Christoph, Willy Müller,
Adolf Feig und Alfred Eichelberger.
Bis zum Ende der 60er Jahre kamen neue Namen
hinzu: Richard Lamotte, Klaus Forler, Heinrich
Henn, Rudolf Kuntz, Karl Storck, Willi Zehr,
Wolfgang Ludwig.
Das Kollegium im 100. Jubiläumsjahr (1978)
setzt sich aus 9 Personen zusammen:
Rektor Richard Lamotte, Konrektor Wilfried Berger,
Oberlehrerin Judith Christoph, Lehrerin Christina
Filian, Lehrerin Ulrike Göhring, Lehrerin
Bertraud Henn-Grießbach, Lehrerin Elke
Müller, Lehrerin i.A. Paula-Maria Sand,
Lehrerin i.A. Inge Obeldobel.
Die Lehrer für den Religionsunterricht
sind Pfarrer Gerhard Postel (ev.) und Frau Theresia
Weiß (kath.)
^ nach oben ^
Splitter
aus der Dorf- und
Schulchronik dieses Jahrhunderts
5. Mai 1906: Die Ortsschulkommission
beschloss einstimmig den Unterricht der Sonntagsschule
am Mittwoch, nachmittags von 1 – 3 Uhr
abzuhalten.
Bei der am 14. Juni 1906 gehaltenen Umfrage
bei den Schülern wurde festgestellt, dass
keine Kinder gewerblich beschäftigt sind;
wohl helfen die meisten derselben ihren Eltern
bei landwirtschaftlichen Arbeiten, was aber
weder ihre geistige noch körperliche Entwicklung
hemmt.
21.11.1908:
Schüler werden auf die
Gefahren bei Radfahren und besonders Mobilfahren
aufmerksam gemacht.
1.9.1908:
Die Schüler wurden anlässlich
der Einquartierung von Soldaten belehrt über
das Verhalten bei Auffinden von Patronen und
über die Gefahren bei leichtsinnigem Gebrauch
von Pulver.
23.12.1908:
Verwarnung der Werk- und
Sonntagsschüler vor Lärmen in der
Neujahrsnacht und Entzünden von Feuerwerkskörpern.
17.2.1909:
Verwarnung der Schülerinnen
der Sonntagsschule vor Wirtshausbesuch.
7.4.1909:
Die Sonntagsschüler
vor Tanzbodenbesuch verwarnt.
Mitte
Mai 1909
Maserepidemie – Schule geschlossen durch
Verfügung des Königlich bayerischen
Bezirksamts. Es verfügt, dass Geschwister
der Erkrankten vom Unterricht fernzuhalten sind.
Nur noch 1/3 der Schüler besuchen danach
die Schule.
1910:
Eröffnung de Postautolinie Landau –
Burrweiler, die durch Nußdorf führt.
Die Kinder werden zum Beginn des Schuljahres
auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die durch
Vorn herlaufen und Anhängen an Automobile
entstehen können.
16.12.1912:
Eröffnung des Betriebs der Oberlandbahn.
In diesem Zusammenhang werden die Kinder am
20.12.1912
aufmerksam gemacht auf die Gefahren, die bei
Berührung der elektrischen Drähte
entstehen können.
Herbst
1913: Anlässlich
der Anklage der elektrischen Hausleitungen wurden
die Schüler auf die Gefahren bei Berührung
der Starkstromleitungen aufmerksam gemacht.
Zu Beginn
des Schuljahres 1914/15
mussten die Schulkinder ermahnt werden nicht
nach Kraftfahrzeugen zu werfen.
26.3.
– 1.5.1916:
Schulfrei wegen Kohlenmangels.
3.7.
– 8.7.1917:
Heidelbeerferien!
1.4.1918:
Wegen kriegswirtschaftlicher Bedeutung des Frauenhaars
hält Lehrer mit seinen Kindern eine Sammlung
derselben ab. (Frauenhaare wurden zu Dichtungsringen,
Treibriemen und Filz verarbeitet)
24.11.
– 30.11.1918:
Unterricht fällt aus, da das Schulhaus
als Quartier für das abziehende deutsche
Heer benutzt wird.
2.12.1918:
Die französische Besatzung hat zwei Schulsäle
zu Büros eingerichtet.
6.3.1925:
Schulfrei. Allgemeiner Trauertag wegen des Ablebens
des ersten Präsidenten der Deutschen Republik
Reichspräsident Friedrich Ebert.
12.5.1925:
Amtsantritt des neugewählten Reichspräsidenten
Generalfeldmarschall von Hindenburg.
16.18.
und 20. Mai 1925
wurde der Unterricht ausgesetzt, da auf Veranlassung
seitens des Bezirksamtes die Schüler bei
der Bekämpfung des sehr häufig auftretenden
Rebstichers mithelfen sollen.
Auch auf die Gefährlichkeit des Koloradokäfers
(Kartoffelkäfers) wurde an Hand einer Abbildung
hingewiesen.
16.6.1925:
Volks – Berufs und Betriebszählung
In 288 Wohnhäusern wurden 338 Haushaltslisten
ausgefüllt. Personen waren anwesend 678
männliche und 731 weibliche, zusammen 1409.
Landwirtschaftliche Betriebe wurden 280 und
gewerbliche 69 gezählt.
6. und 7.8.1927:
Einquartierung von ca. 100 französischen
Soldaten in der Schule.
Wegen Generalreinigung und Desinfektion der
Lehrsäle statt 9. Erst am 10. August 1927
Unterrichtsbeginn.
Ab
15.11.1928 hält
Kirchenchor seine Proben in der Schule.
Am
26. Juni 1930
zogen die letzten französischen Besatzungstruppen
aus Landau ab.
Am
30. Juni war
die Pfalz nach fast 12-jähriger Besatzungszeit
frei.
In der
Nacht vom 30.6. auf 1.7.1930
Befreiungsfeier.
Ab
Mai 1931
kann die Turnhalle des Turnvereins von der Schule
benutzt werden.
7.4.1932:
Einführung des 8. Schuljahrs durch die
Schulpflegschaft und den Gemeinderat als erste
Landgemeinde des Bezirks Landau.
Das 8. Schuljahr wurde in den ersten Jahren
auch von Schülern aus Böchingen, Walsheim
und Frankweiler besucht, bis 1937 das 8. Schuljahr
allgemein eingeführt wurde.
Ab
1937: statt
bisher Protestantische Schule Gemeinschaftsschule
Nußdorf.
1938:
Private Einquartierungen von Arbeitern aus Westwall.
Bis Herbst rund 400 Arbeiter untergebracht.
Vom
22.8. – 13.10.1938:
Belegung des Schulhauses mit Soldaten der 104-Infantrie,
später Flakartillerie.
Nach fast vierteljähriger Unterbrechung
ab 13. Oktober wieder Unterricht im Schulgebäude.
Das Verhalten einer großen Anzahl von
Schülern nimmt wieder bedauerliche Formen
an.
Die notwendige Zusammenarbeit scheint nur auf
dem Papier zu stehen.
Die Klagen über ungebührliches Verhalten
der Jugend nehmen stark zu. Wenn auch die Schule
selbst im Jahr 1939 noch nicht die ihr gebührende
Stelle einnimmt (vergl. die Feststellungen der
deutschen Press!), so müssen die Erzieher
in der Schule doch ihre Pflichten kennen und
sie mutig in die Tat umsetzen.
1940:
Wegen des Schulbeginns nach nächtlichem
Fliegeralarm wurde im September eine zeitliche
Staffelung angeordnet, die sich nach der Dauer
des jeweiligen Alarms richtete.
Die Krankenstation der Krankenschwester um ihre
Helferin ziehen ins Schulhaus um, wo ihnen ein
Teil der früheren Dienstwohnung des Lehrers
Kern zur Verfügung gestellt wurde.
Zu Beginn
des Schuljahrs 1941/42:
Einführung der »Deutschen Normalschrift«.
Lehreraustausch ab 27.10.1941:
Lehrer H. Kern nach Klein-Mövern (Lothringen)
berufen. Der dortige Lehrer Toussaint übernimmt
vom gleichen Tage an die Klasse Kern in Nußdorf.
Ab März
1943: Umbau des Kellers
im Schulhaus als Luftschutzräume.
1944:
Am 11.8. Unterricht eingestellt bis 1.11. wegen
Belegung durch Wehrmachtseinheit.
Am 18.12.1944:
erneut Unterricht eingestellt, wegen Benutzung
als Revier einer Wehrmachtseinheit, später
Lagerraum für italienische Arbeiter.
Ab 25.2.1945:
behelfsmäßiger Unterricht in Gaststube
Wirtschaft Ackermann.
Am 19.3.1945
erscheinen nur noch wenige Schüler zum
Unterricht, um dann vom 20.3.1945 an ganz auszubleiben.
Am Abend des 22. März 1945
hielt der erste amerikanische Panzerwagen vor
dem Schulhaus.
Im Dorf hatten keine Kampfhandlungen stattgefunden.
Nußdorf blieb völlig unversehrt.
Auf Anordnung der Militärregierung wurde
der Unterricht allgemein bis auf weiteres eingestellt.
Der Unterricht, der allgemein wieder am 1.10.1945
aufgenommen wurde, konnte hier nicht beginnen,
da keine Lehrkräfte zur Verfügung
standen. Sie waren alle vom Dienst suspendiert!
Am 2.
Mai 1946 wurde Schulbetrieb
wieder aufgenommen durch Lehrer Franck.
Ab Mai
1947 machte Lehrer
Hinkelmann wieder Dienst.
1. März
1948: Fußböden
haben schon 9 Jahre keinen Tropfen Öl mehr
gesehen.
Staubentwicklung sehr groß, wird noch
verstärkt durch örtliche Gepflogenheit
in Holzschuhen und Socken in die Schule zu kommen.
In Schreibwarengeschäften keine Schiefertafeln
erhältlich. Schieber bieten derartige Tafeln
gegen Wein und Lebensmittel an. Der »Schwarze
Markt« verlegt sich also nun auch auf
Gegenstände des Schulbedarfs auch Bleistifte,
Schreibhefte und ähnliche Dinge.
14.10.1950:
Festtag für die Nußdorfer.
Drei neue Glocken wurden von Neustadt abgeholt.
Am 26.4.1952:
Nussbaum im Schulhof in Nußdorf gepflanzt.
Im Herbst
1950 bekam Nußdorf
»Gas«!
November
1953 wurden die Schienen
der elektrischen Oberlandbahn aus den Straßen
gerissen.
An die Stelle des »Bähnels«
trat ab Januar der Omnibus.
1960:
1000-Jahrfeier der Gemeinde Nußdorf.
Dauer: 18. – 20. Juni 1960
Auch Schüler der Schule helfen mit und
erleben eindrucksvolle Tage!
Ein Dorffilm wurde gedreht, der in den vergangenen
Jahren schon oft gezeigt wurde.
In den Jahren
1962/63 wurde an der
Turnhalle durch Gemeinde und Turnverein ein
Seitenbau mit Umkleideräumen und Geräteraum
und Bädern errichtet, was auch den Schülern
zugute kommt.
Im Spätjahr
1964 wurden die neue
Bücherei, der Schulsaal und das Lehrerzimmer,
die neugeschaffen wurden aus einer Lehrerdienstwohnung,
in Betrieb genommen.
4.4.1965:
Nach 1 ½-jähriger Arbeit wird die
renovierte protestantische Kirche wieder in
Dienst genommen.
Dezember
1966: Mit Beginn des
zweiten Kurzschuljahres wird allgemein die 9.
Klasse an unseren Schulen eingeführt.
Schüler von Walsheim, Böchingen, Gleisweiler
und Frankweiler besuchen die 9. Klasse in der
Schule in Nußdorf.
Ab Schuljahr
1968/69 kommen die
Oberstufen von Böchingen und Gleisweiler
an die hiesige Schule.
Ab Schuljahr
1970/71 kommen alle
Schüler der Volksschule Walsheim in die
Schule nach Nußdorf, die Schule Walsheim
wird aufgelöst.
Mit
Beginn des Schuljahres 1971/72
Umwandlung der Volksschule Nußdorf in
eine zweizügige Grundschule mit allen Grundschülern
der Gemeinden Walsheim, Böchingen, Gleisweiler,
Frankweiler und Nußdorf.
Die Oberstufe ab 5. Klasse wird in die Hauptschule
nach Landau eingegliedert.
Die Schulen in den Gemeinden Böchingen,
Gleisweiler und Frankweiler werden aufgelöst.
^ nach oben ^
Hauptlehrer i.R.
Adolf Feig erzählt
»Kleine Begebenheiten am Rande
von Schulsaal und Schulhaus«
Die Zahl der Lehrer, die hier im Dorfe in 100
Jahren tätig waren , ist nicht gar zu groß,
da sie fast alle nach einer festen Anstellung
im frühesten Mannesalter hier bis zu ihrem
Ruhestand verblieben und auf dem hiesigen Friedhof
ihre letzte Ruhestätte fanden.
Und hin und wieder taucht ein später Nachkomme
vom alten Lehrer wieder auf dem Friedhof auf,
um das Grab seiner Ahnen zu suchen.
Manche Lehrer fanden auch ihre Ehefrauen hier,
obwohl das oftmals nicht ohne Hindernisse vor
sich ging. Der stolze und besitzende Bauer gab
seine Tochter nicht gerne einem Lehrer.
Der alte D. sagte das in sehr lapidarer Weise,
als seine Tochter sich in einen Lehrer verliebte:
»Die Lehrer, was haben sie, einen
Schrank voll Bücher und einen Stall voll
Kinder.«
Ein anderer Bauer versuchte die Verbindung seiner
Tochter und einem Junglehrer in brutaler Weise
zu verhindern. Die jungen Liebesleute trafen
sich aus Vorsicht nicht auf der Straße
oder am Tor, sondern in des Vaters Garten, bis
der Alte dahinterkam, und sie mit seiner Peitsche
gewaltsam trennte.
Ein Lehrer aber, dessen Liebe doch sehr beständig
war, entführte seine Geliebte, bis sich
die Wogen geglättet hatten und eine glückliche
Familie entstand.
In einem hatte der alte
D. vielleicht doch recht, dass die Lehrerfamilien
meistens viele Kinder hatten und bei dem kargen
Gehalt früherer Zeiten sich ehrlich mühen
mussten, der Familie ein anständiges Leben
zu bieten. Dazu sei aber zugleich gesagt, dass
aus den Lehrerhäusern viele bedeutende
Männer des öffentlichen Lebens und
der Geisteswissenschaften hervor gingen. Sie
hatten es wirklich nicht leicht, wenn sie neben
ihrem Lehrberuf noch mancherlei Nebenbeschäftigungen
nachgehen mussten.
Das hob zwar Einkommen und Ansehen, brachte
für sie aber auch mancherlei Misshelligkeiten,
wenn sie mit maßgeblichen Leuten kein
gutes Verhältnis fanden.
Dafür ein Beispiel:
Eine wesentliche Aufgabe der Lehrer war ihre
Dirigententätigkeit in den beiden Gesangsvereinen.
Die Existenz zweier bedeutender Vereine führte
natürlich zu Rivalitäten, die sich
über mancherlei öffentliche Angelegenheiten
ausbreiteten und die Lehrer auch nicht verschonten.
Es kam zu vorübergehenden Feindschaften;
es ist aber nicht bekannt geworden, dass die
Schüler, damals meistens Bauernkinder von
robuster Wesensart, Schaden davongetragen hätten.
Ein Lehrer H. wollte einen reichen Mann, der
zugleich Adjunkt war, durch Spott etwas ärgern.
Auf einem Spaziergang im Godramsteiner Weg sah
er den alten Taglöhner B. im Wingert seines
Herrn bei grimmiger Kälte mit de Schubkarren
Mist einschieben.
»Warum geht ihr
nicht heim«,
sagte er zu dem Arbeiter,
»die Bauern essen
ja auch ihre Würste selber, sollen sie
doch auch diese Arbeit machen«.
Dieser Scherz hatte für
den Lehrer verheerende Folgen. Als der Adjunkt
von der Sache Kenntnis erhielt, stellte er in
der nächsten Gemeinderatssitzung den Antrag,
dem Lehrer die früher üblichen Gemeindezulagen
zu streichen, was auch einstimmig genehmigt
wurde.
Ein Sohn von diesem Lehrer schien von seinem
Vater die Neigung zum Humor geerbt zu haben.
Mit seinem Vater besuchte er Verwandte in Homburg,
wo Vater und Sohn in einem Laden sich Zigarren
kauften; der Vater zum Preise von 5 Pfennigen
der Sohn zu 6 Pfennigen das Stück.
Im Laden schon wuchs der Zorn des Vaters, der
sich vor der Tür entlud:
»Du Lausbub kaufst dir Zigarren zu
6 Pfennige und ich gebe nur 5 Pfennige aus.«
Die Antwort des Jungen war verblüffend:
»Papa, wenn ich einmal so viele Kinder
zu ernähren hab wie du, kaufe ich mir auch
nur noch Zigarren zu 5 Pfennige.«
Aus demselben Jungen (Friedrich Hussong, 1878
- 1943) ist später ein sehr geachteter
Schriftleiter und Schriftsteller in Berlin geworden.
In seinem Buche »Hirsewenzel« erzählt
er 1000 ernste und heitere Geschichten aus dem
Ort seiner Jugend.
Eine großartige Erzählung, genannte
»Der Prüfungsweck«, über
die Prüfung vor dem Kreisschul- und dem
Bezirksschulinspektor, verdiente im Wortlaut
wiedergegeben zu werden.
Verkürzt kann nur gesagt werden, wie der
Bub einen herrlichen Aufsatz über sein
Dorf schrieb, der allgemein Beifall fand.
Aber über die Ausgabe des Prüfungsweckes
wollen wir ihn selber hören:
Da griff neben dem Pfaffenschorsch, der
alte Großwilhelm, dem die dünnen
stracken Strähnen seines schohweißen
Haares bis in die Augen hingen, in den Korb,
nahm einen Weck heraus und gab mir auch den
noch und sagte: »Weil du es so schön
geschrieben hast von unserem Dorf und für
das von der Heimat.« Und legte mir dabei
auf die Schulter seien alte Hand, die von der
Arbeit am Boden dieser Heimat breit war wie
eine Schaufel.
Eine andere Geschichte aus diesem Buch kann
nur ganz verkürzt wiedergegeben werden.
Sie erzählt von einem Lehrersbub, der sich
ein Stückchen Geld verdiente, was ihm allerdings
sehr schlecht bekam. Und das verlief so: Der
Hessen-Velten verkaufte dem Juden Eskeles zwei
Ziegen. Nun braucht man jemand, die zwei Geißen
nach Böchingen brachte. Da der Lehrersbub
dabeistand und an ein Taschengeld von seinem
Vater nicht zu denken war, unterzog er sich
der nicht leichten Aufgaben, die schon am Hof
schwierig wurde, da eine der Geißen zum
kleinen Tor und die andere zum großen
Tor hinaus wollte. Nach viel Mühe und Schweiß
waren aber die Tiere in Böchingen und der
Lehrersbub erhielt 50 Pfennige. Nun machte er
einen folgenschweren Fehler. Für das Geld
kaufte er sich im Laden von Hinderberger sein
Säcklein voll Klicker. Beim Schlafengehen
und Ablegen seines Säckleins fielen die
Klicker mit viel Gerassel aus seinem Säcklein.
Große Aufregung in der Familie.
Wo hat der Bub das Geld her, wohl irgendwo gestohlen.
Zur Klarstellung kann es nicht und die Strafe
im strengen Lehrerhaus war dann eine anständige
Tracht Prügel.
Nach den Erzählungen aus alten Tagen sei
nun aber doch die Feststellung mit gutem Recht
getroffen: Viele glückliche, erfolgreiche
Menschen gingen aus den Lehrerhäusern und
Schulen, die immer eine große Zahl überdurchschnittlicher
Begabungen aufwiesen, hervor. Und wie viel Freundschaften
fürs ganze Leben wurden zwischen Lehrern
und Schülern geschlossen.
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